Spätestens beim Erstellen des ersten eigenen Rezepts, entweder von Hand oder mit Hilfe eines Rezepterechners , stellt sich die Frage, wie sich die %-Angaben ergeben und wie wir daraus die Menge in Gramm errechnen können. Am einfachsten ist es, mit einer Gesamtmenge der gewünschten Emulsion von 100g zu beginnen. Hier entspricht Gramm (g) = %.
100 % = 100 g

Das ist die Summe aller verwendeten Inhaltsstoffe inklusive Wasser. Jetzt beginnt die Gestaltung von Fettphase (FP) und Wasserphase (WP). Dafür müssen wir uns zunächst für die Höhe der FP entscheiden. Wir nehmen mal an, wir wollen eine FP von 25%. Das liegt im mittleren Bereich.
Bitte beachtet: Die FP besteht aus den Ölen, Buttern und Emulgatoren! Ich führe die Emulgatoren hier separat, also getrennt von Ölen und Buttern auf, um es übersichtlicher zu machen. Normalerweise werden die % der Emulgatoren und Konsistenzgeber zu den % der Buttern und Öle addiert, und dies ergibt dann insgesamt die Höhe der FP!
In unserem Rezept bedeutet das, wir haben eine FP (ohne Emulgatoren) von:
25% = 25 g

Nun überlegen wir uns, was die FP beinhalten soll. In der Regel werden verschiedene Buttern und Öle kombiniert. Dabei berücksichtigen wir, dass Buttern in der Regel eher sparsam eingesetzt werden, da sie sehr reichhaltig sein können und die Emulsion unter Umständen sehr schwer machen. Wir nehmen für unser Rezept 5% Sheabutter.
5% = 5 g

Es bleiben noch 20% (also hier 20 g ) für andere Öle. Wir entscheiden uns für 10% Mandel- und 10% Jojobaöl. Dabei bitte berücksichtigen, dass die % der Öle sich immer auf die Gesamtmenge der Emulsion beziehen, nicht auf den Anteil an der FP! Das gilt auch für alle anderen Inhaltsstoffe der Emulsion.
10% = 10 g
das nehmen wir mal 2, da wir zwei Öle einsetzen.
2 x 10% = 20%

Damit haben wir unsere Fettphase (ohne Emulgatoren) von 25% erreicht:
5% Sheabutter
10% Mandelöl
10% Jojobaöl


Weiter geht es mit der Wahl des Emulgators und gegebenenfalls Konsistenzgebers. Bei 25% Ölen und Buttern eignen sich sehr viele Emulgatoren, wir nehmen in unserem Beispiel einen Klassiker: Emulsan. Emulsan wird laut Hersteller 2-4%ig dosiert. Bewährt hat sich der Mittelwert, wir setzen ihn also 3%ig ein.
3% = 3 g

Da Emulsan keine Konsistenz gibt, und unsere Creme sehr flüssig bleiben würde, nehmen wir noch einen Konsistenzgeber (Cetylalkohol) hinzu. Diesen dosieren wir mit 2%.
2% = 2 g

Wir haben nun unsere Emulgatoren berechnet:
3% Emulsan
2% Cetylalkohol

Jetzt haben wir also einen Öl- und Butteranteil von 25% plus die Emulgatoren / Konsistenzgeber mit insgesamt 5%, macht 30% der Gesamtmenge.
Zur Erinnerung: Eigentlich werden die Emulgatoren mit zur FP gerechnet, ich führe sie zum besseren Verständnis separat auf!
Es ergibt sich folglich eine Wasserphase von 70%. Diese kann nun der Einfachheit halber nur aus Wasser oder Hydrolat bestehen, und natürlich einem Konservierungsmittel (warum das unerlässlich ist, erkläre ich hier). Zur Konservierung entscheiden wir uns für Rokonsal. Dieses wird 1%ig dosiert.
Bitte hier immer die empfohlene EK des verwendeten Konservierers berücksichtigen, sie werden unterschiedlich hoch dosiert.
1% = 1 g

Diese 1% werden vom Wasser bzw. Hydrolat abgezogen. Wir haben also eine Zusammensetzung der WP wie folgt:
1% Rokonsal
69% Wasser oder Hydrolat.

Wollen wir die Wasserphase mit Wirkstoffen anreichern, gehen wir genauso vor, wie beim Konservierer. Von den 70% WP werden die einzelnen Wirkstoffe abgezogen, und der Rest ist reines Wasser oder Hydrolat.
Bislang sieht unser Rezept also folgendermaßen aus:

5% Sheabutter
10% Mandelöl
10% Jojobaöl
3% Emulsan
2% Cetylalkohol
69% Wasser oder Hydrolat
1% Rokonsal

Für den Anfang können wir das Rezept so belassen. Es enthält eine angenehme Fettphasenhöhe, einen unkomplizierten Emulgator, einen Konsistenzgeber und ein Konservierungsmittel.


Wollen wir nun eine Creme mit wasserlöslichen Wirkstoffen rühren, gehen wir wie folgt vor:

Wir haben eine WP von 70% ausgerechnet. Davon geht (im Falle von Rokonsal) 1% weg für das Konservierungsmittel. Es bleiben also noch 69% WP, die wir nach Bedarf anreichern können. Dabei gilt der grobe Richtwert von 10% wasserlöslicher Wirkstoffe (auf Gesamt, nicht auf die WP betrachtet). Wir entscheiden uns für ein paar Basic Wirkstoffe, die leicht zu verarbeiten sind: Glycerin, Panthenol und einen Calendula Extrakt. Auf der Seite des Rohstoffhändlers oder Herstellers finden wir die empfohlenen Einsatzkonzentrationen (EKs). Wir entscheiden uns für:
3% Glyzerin = 3 g
2% Panthenol = 2g
4 % Calendula Extrakt = 4 g

Wir haben also nun also insgesamt
9% = 9 g wasserlösliche Wirkstoffe

Diese 9% werden von den oben errechneten 69% WP abgezogen, und wir erhalten die Menge an Wasser oder Hydrolat, die wir brauchen um abschliessend auf 100% Gesamt zu kommen:
69% – 9% = 60%
60% = 60 g Wasser oder Hydrolat
Unser Rezept sieht nun so aus:

5% Sheabutter = 5 g
10% Mandelöl = 10 g
10% Jojobaöl = 10 g
3% Emulsan = 3 g
2% Cetylalkohol = 2 g
3% Glyzerin = 3 g
2% Panthenol = 2 g
4% Calendula Extrakt = 4 g
60% Wasser oder Hydrolat = 60 g
1% Rokonsal = 1 g

WICHTIG:Wir berechnen unsere Inhaltsstoffe immer in Gramm, niemals in Milliliter, Tropfen, Teelöffel oder sonstigem! Die Rohstoffe haben ein unterschiedliches Gewicht, und wir würden damit unsere Berechnungen komplett verfälschen!


WAS IST NUN, WENN WIR 50 GRAMM GESAMTMENGE RÜHREN WOLLEN?

Hier kommt der Dreisatz ins Spiel. Es gilt nun:
100% = 50 g

Wir müssen nun also die Grammzahl aller Inhaltsstoffe auf unsere 50 g Gesamt anpassen:
5% Sheabutter = (50g / 100) x 5 = 2,5 g
Genauso verfahren wir mit allen anderen Inhaltsstoffen.
Am Ende sieht unser Rezept für 50 g Gesamt so aus:

5% Sheabutter = 2,5 g
10% Mandelöl = 5 g
10% Jojobaöl = 5 g
3% Emulsan = 1,5 g
2% Cetylalkohol = 1 g
3% Glyzerin = 1,5 g
2% Panthenol = 1 g
4% Calendula Extrakt = 2 g
60% Wasser oder Hydrolat = 30 g
1% Rokonsal = 0,5 g

So könnt ihr jede beliebige Gesamtmenge aus einem Rezept errechnen, wenn ihr die % Angaben habt.