Wenn man, wie ich, sehr feines Haar hat, steht man oft vor einem Problem in Sachen Pflege. Zum einen benötigen feine Haare viel Zuwendung, da sie gerne verfilzen und beim Entwirren leicht brechen können. Zum anderen vertragen sie kaum Fett, da jedes bisschen davon dazu führt, dass sie platt und strähnig herabhängen. Wir brauchen also eine abgestimmte Pflege, die das Haar gesund und kräftig erhält und zugleich nicht beschwert und das Volumen reduziert. Gar nicht so einfach…
Ich habe lange an der perfekten Pflege für mein feines, blondiertes Haar gearbeitet und dabei so einige Rückschläge einstecken müssen. Reichhaltige, Öl-lastige Leave Ins gingen überhaupt nicht, da konnte ich direkt noch einmal waschen. Ganz auf Pflege verzichten war auch keine gute Idee, da meine Haare sich dann absolut gar nicht nach der Wäsche kämmen liessen. Es war ein echtes Dilemma! Glücklicherweise erreichte mich vor einiger Zeit ein Muster eines ganz wundervollen Rohstoffs: Dipotassium Glycyrrhizinate! Ich habe bereits in meinem Rezept für das Hibiskus Shampoo No. I darüber berichtet: klick
Hinter dem unaussprechlichen Namen verbirgt sich ein natürlicher Süßholzwurzelextrakt, der im Gegensatz zu anderen konditionierenden Inhaltsstoffen in Haarpflegeprodukten den Vorteil hat, dass er absolut leicht ist und nicht beschwert. Er reguliert sanft die Sebumproduktion und wirkt so schnellem Nachfetten entgegen. Das Haar fühlt sich geglättet und gepflegt an gewinnt ausserdem and Griff, was bei feinem Haar ein toller Zusatznutzen ist. Ein weiterer Vorteil: Dipotassium Glycyrrhizinate ist wasserlöslich, wir brauchen also keine hohen Fettphasen um den Stoff in unsere Formulierungen einzuarbeiten!
Ebenfalls etabliert hat sich in meiner Haarpflege mein Hibiskusextrakt, den ich aus einem Pulver folgendermaßen selbst ansetze: Ich nehme 2 Gramm des Pulvers und dispergiere es in 20 Gramm Glyceringemisch (70% Glycerin und 30% dest. Wasser). Dieses Glyceringemisch verwende ich für sehr viele Pflanzenauszüge, setze es also in einer größeren Menge an. Optimal ergänzt wird es mit 1% Kaliumsorbatlösung, um eine lange Haltbarkeit zu gewährleisten! Mit dem Pulver im Glycerin führe ich eine Turboextraktion durch, indem ich es 2-3 mal für je 2 Minuten hochtourig mit dem KAI Blendia durchwirbele und zwischen den Verwirbelungen etwa 10 Minuten stehen lasse. Dieser Extrakt wird dann mittels Teefilter (besser noch wäre eine Glasfilternutsche) über Nacht abgefiltert. Sollten im Extrakt nach dem Filtern noch Eintrübungen / Schwebstoffe zu erkennen sein, kann man ihn nochmals mehrere Stunden stehen lassen bis sich die Schwebstoffe am Boden des Gefäßes sammeln und deutlich vom Rest des Extraktes getrennt haben. Anschließend die obenliegende klare Flüssigkeit mit einer Pipette absaugen.
Rezept für 100 g Gesamtprodukt:
1 g Brokkolisamenöl (1 %)
5 g Dermofeel G10 LW (5 %)
1 g Panthenol (1 %)
2 g Hibiskusextrakt (2 %)
2 g Seidenprotein (2 %)
0.25 g Dipotassium Glycyrrhizinate (0.25 %)
15 g Ethanol (15 %)
73.75 g Aloe Vera Gel (73.75 %)
Das Brokkolisamenöl im Lösungsvermittler vorlösen.
Aloe Vera Gel mit Dipotassium Glycyrrhizinate sanft erwärmen, bis es sich homogen gelöst hat. Es reichen in der Regel 35 – 40 Grad dafür aus. Nun das Gel (oder ein Hydrolat) unter Rühren zum gelösten Brokkolisamenöl geben und gut von Hand verrühren. Hibiskusektrakt, Seidenprotein und Panthenol unterrühren, Ethanol ergänzen und einmal gut durchschütteln.
Ich verwende das Leave In nach jeder Wäsche, sprühe das handtuchtrockene Haar gut ein und bürste es anschließend mit einer Detangler – Bürste vorsichtig durch. Die Haare fühlen sich leicht und gepflegt an und sind dabei schön griffig, so dass ich meist keinen Festiger mehr benötige!
[…] Federleicht Leave In Spray […]
Vielen Dank für das Rezept. Ich habe den hibiskusextrakt gefiltert und in der Filternutsche blieb oben sehr viel hängen, das sich gar nicht filtern ließ. Unten kamen von 40 g dann knapp 10 ml Flüssigkeit raus. Ist das so normal? Das dickflüssige, das oben hängen bleibt ist dann Abfall? Sorry, falls das eine blöde Frage ist- habe das zum ersten Mal gemacht und war jetzt einfach etwas unsicher.
Liebe Simone,
ich filtere den Extrakt nicht mit einer Nutsche, und habe diesbezüglich unterschiedliche Erfahrungen gehört. Evtl würde ich beim nächsten mal mit einem sehr feinen Sieb vorfiltern bevor du es in die Nutsche gibst… Dann verstopft diese nicht so leicht und du bekommst mehr Ausbeute raus 🙂 Zumindest hat dies bei einer anderen Rührkollegin wohl gut funktioniert.
LG Verena
Liebe Verena,
vielen Dank, dann versuche ich es das nächste mal vielleicht mit einem Tee Filter.
LG Simone
Würde gerne dein rezept für das leave in ausprobieren. Habe aber keinen lösungsvernittler da. Spricht etwas dagegen den wegzulassen und vor gebrauch zu schütteln? Bei deinem conditioner fehlt mir der soft eq kann ich das sinnvollnersetzen, tego amid 18 z.b. hätte ich da.
Lg
Hallo,
woher bekomme ich z.B.Dipotassium Glycyrrhizinate und Dermofeel?
LG Jutta
Zum Beispiel bei Alexmo Cosmetics 🙂
LG Verena
Hallo Verena,
verwendest Du das Spray nur nach der Haarwäsche oder auch zwischendurch auf trockenem Haar?
LG Bianka
Hallo Bianka,
ich verwende es eigentlich nur nach der Haarwäsche, auf noch feuchtem Haar 🙂
Gelandet bin ich hier über meine Suche nach der Wirkung von Hibiskusextrakt aufs Haar. 🙂
Deine Haare und Pflegeprobleme haben mich zum vehementen „Jajaja, genauuuu“-Nicken gebracht.
Fein, schnell verfilzend, Öle = Klätsch = auswaschen, nicht pflegen = unkämmbar.
Bei mir kommt hinzu, dass meine Haare durch Tenside (auch in Naturkosmetik), Föhnen (auch mit Diffusor) und komplett offenes Lufttrocknen arg strohig werden. So wasche ich mit Haarseife & hab mich fürs Trocknen bei der Curly girl-Methode bedient: ich ploppe meine Haare, d.h., ich trage 1,5-2h ein Baumwolljersey-Tuch als Turban. Danach habe ich, je nach Tagesform, Wellen bis Korkenzieherlocken und dazu eine nicht so arge Trockenheit wie ohne Ploppen. Frisst nur halt Zeit alle paar Tage. Und kämmen am ersten Tag garnicht bis nur grob mit den Fingern, sonst undefiniertes totes Stroh. Die letzten Wochen hab ich selbst trotz dieser Methode mit Strohhaar zu kämpfen.
Du schreibst nun vom Süßholzwurzelextrakt, dass er glättend wirkt – ergo würde er mir der Logik halber die „hart erploppten“ Locken rausziehen? 😱
Liebe Anke,
der Süßholzwurzelextrakt wirkt nicht glättend auf Locken, sondern bezogen auf die Haarstruktur 🙂 Ich muss aber sagen, dass ich mit Naturlocken keinerlei Erfahrung habe… Ich kann dir also keine Garantie geben, dass das Rezept etwas für dich ist. Ich persönlich komme mit Haarseifen überhaupt nicht klar, das macht bei mir „Stroh“ 🙂 Daher weiß ich auch nicht, wie sich das Leave In mit deiner Waschmethode verträgt… Evtl kannst du dir erstmal nur eine kleine Menge rühren und es einfach ausprobieren. Wie so oft kommt es hier auf den Versuch an 🙂
LG Verena
Huhu Verena, danke für deinen Input! 🙂
Klar immer individuell & Seifenwäsche als markant anderer Faktor.
Ja, strohig machten die ersten Seifen-Versuche mein Haar auch, da griff ich noch zu recht niedrig überfetteten & ohne auf die jew. Öle zu achten. Inzwischen hab ich mich durch div. Überfettungen getestet & weiß auch, welche Öle nichts für mein Haar sind. 🙂
Prima! Kleine Menge klingt gut & ich wollt eh Rohstoffe kauf(rausch)en. 😉
Hab mir jetzt alles zusammengesucht. 🙂 Magst du mir noch verraten. ob du dein Aloe Gel fertig kaufst oder aus Pulver herstellst? 😊
Argh, nicht zuende gedacht: das Spray ist nicht konserviert – lagerst du es im Kühlschrank? Ich würde es gerne im Bad aufbewahren, Rokonsal klingt auf den 1. Blick gut, ist mir aber zu ph-sensibel, Biokons neo klingt gut. 🙂
Ich verwende ein fertiges Aloegel, das bekommst du bei den meisten Rohstoffhändlern. Konserviert ist das Leave in mit Ethanol, du brauchst also keinen weiteren Konservierer hinzufügen 🙂
Hallo Verena,
kann ich statt Dermofeel G10 LW, durch Lösungsvermittler G 10 LW 70 MB,ersetzten?
L.G. Petra