Ich habe lange überlegt, ob ich Basisrezepturen anbieten soll. Zum einen gibt es schon wunderbare Basisrezepte auf der Website von Heike Käser, zum anderen wollte ich ursprünglich eigentlich gar nicht in die Grundlagenthematik eintauchen. Nun erreichten mich aber schon in der ersten Woche in der diese Seite online war, viele Fragen von Rühranfängern die noch nach einem einfachen Leitfaden für den Einstieg suchen. Ich habe mich daher entschlossen, einen „Grundlagen-Bereich“ zu integrieren, der – ganz einfach gehalten – auch Rührneulingen Zugang zur Herstellung von Kosmetik ermöglichen soll.
Ich habe mich für drei Basisrezepturen entschieden, die nach gewünschter Fettphase ausgewählt werden können. Dabei habe ich zwei Emulgatoren ausgesucht, die erstens sehr einfach zu verarbeiten sind und zweitens ein großes Spektrum an Fettphasen und Inhaltsstoffen bedienen. Sie sind beide sehr pH-tolerant, kommen mit Elektrolyten klar und enthalten bereits einen Konsistenzgeber, so dass die Liste der benötigten Rohstoffe übersichtlich bleibt. Die Wirkstoffe sind ebenfalls minimalistisch gewählt und passen zu vielen unterschiedlichen Hauttypen. Selbstverständlich können mutigere RührerInnen die Wirkstoffe austauschen und experimentieren!
Ganz reduziert gilt für eine Emulsion (Creme) folgende Formel:
Fettphase + Wasserphase + Emulgator = Emulsion
Die Fettphase (FP) besteht aus Ölen, Pflanzenbuttern (Sheabutter, Kakobutter,…) und allen öllöslichen Wirkstoffen, die Wasserphase (WP) enthält das Wasser oder Hydrolat und alle wasserlöslichen Wirkstoffe. Der Emulgator wird benötigt, um beide Phasen miteinander zu verbinden. Ohne Emulgator würde sich die Emulsion sofort wieder trennen, ähnlich wie bei einem Essig / Öl Dressing das man erst miteinander mixt und dann eine Weile stehen lässt. Eine natürliche Emulsion ist Milch, da sie aus Fett, Wasser und Lecithinen (=Emulgatoren) besteht. Der Emulgator wird mit zur Fettphase gezählt, ich habe ihn aber zum leichteren Verständnis in der obigen Formel gesondert aufgezählt.
Beachte: Je nach Höhe (Anteil) der Fettphase muss der Emulgator ausgewählt werden. Manche Emulgatoren eignen sich für niedrige FP, andere für hohe FP. Außerdem unterscheidet man O/W (Öl in Wasser) und W/O (Wasser in Öl) Emulsionen. Auch hier muss der Emulgator für die jeweilige Emulsionsform geeignet sein. Des Weiteren gibt es Emulgatoren, die einen Konsistenzgeber beinhalten und damit eher hochviskose („dickflüssigere“), cremige Ergebnisse bringen. Diese sind vorzuziehen, wenn eine reichhaltigere Creme gewünscht ist. Andere enthalten keinen Konsistenzgeber und machen niedrigviskose („flüssigere“) Konsistenzen. Diese verwendet man für die Herstellung leichter Fluids die nicht schwer aufliegen sollen. Emulgatoren mit Konsistenzgeber nennt man auch Komplexemulgatoren. Wir halten uns in dieser Rubrik zunächst an die Herstellung einer O/W Emulsion, da diese Form die Gängigste ist.
Manche Wirkstoffe werden noch vor dem Emulgieren in der jeweiligen Phase gelöst, andere wiederum sind hitzeempfindlich und kommen erst am Schluss dazu. Dies muss für jeden einzelnen Inhaltsstoff berücksichtig und die Vorgehensweise entsprechend geplant werden.
Absolut unerlässlich ist die Konservierung der Emulsion! Warum das so ist und wie es geht, habe ich hier beschrieben.
Nicht nur für den Duft, sondern auch wegen ihrer Wirksamkeit werden Ätherische Öle eingesetzt. Diese werden in der Regel nicht höher als 1%ig dosiert, da sie sonst hautreizend wirken könnten. Wer einfach nur einen Duft möchte und auf die Wirkung verzichten kann, darf natürlich auch ein Parfümöl verwenden. Diese Duftöle sind speziell für die Verwendung in Kosmetik getestet und zugelassen, bitte nicht verwechseln mit den Duftölen aus der Drogerie / Supermarkt, die für die Duftlampe gedacht sind!
Damit die Emulsion hautfreundlich fertig gestellt werden kann, muss der pH-Wert der Emulsion überprüft und gegebenenfalls eingestellt werden. Optimal liegt er im hautneutralen Bereich, also bei etwa 5,5. Hierfür gibt es einfache Teststreifen aus Indikatorpapier, die den Wert relativ gut anzeigen. Für Profis gibt es pH – Messgeräte, die sehr exakt messen. Sollte der pH-Wert eurer Emulsion zu niedrig (also zu sauer) sein, kann er tropfenweise mit Natriumlaktatlösung erhöht werden. Ist er zu hoch (zu basisch), bringt man ihn vorsichtig mit tropfenweise zugegebener Milchsäure wieder nach unten.
Benötigte Utensilien:
- zwei Bechergläser mit 100ml Volumen, optimal hohe Form. Für die Gesamtmenge von 100g empfehle ich 200ml Bechergläser
- Spatel oder Glasrührstab
- Feinwaage mit mindestens einer Nachkommastelle (besser zwei Nachkommastellen, da ihr schon sehr bald mit Wirkstoffen arbeiten wollen werdet, die sehr gering dosiert werden)
- 70%igen Alkohol zum Desinfizieren der Gerätschaften (70g Ethanol + 30g dest. Wasser)
- ein leistungsstarkes Rührgerät (für den Anfang reicht ein Knethaken am Handrührgerät aus). Es gibt inzwischen auch gute Stabmixer, deren Köpfe klein genug sind um in ein 100ml Becherglas zu passen.
- Einen Tiegel oder Pumpspender in der passenden Größe zum Abfüllen des fertigen Produkts
- Indikatorpapier oder Teststreifen zur Überprüfung des pH-Wertes
Zutaten:
Ich habe für diese Basisrezepte einfache, unkomplizierte und allgemein gut verträgliche Rohstoffe ausgewählt. Sheabutter ist wunderbar pflegend und für alle Hauttypen geeignet, Glycerin ist ein hervorragender Feuchtigkeitsspender und ebenfalls sehr verträglich. Tocopherol (Vitamin E) ist ein toller Radikalfänger und passt eigentlich in fast jede Rezeptur! Die Emulgatoren Montanov 202 bzw. Montanov 68 sind in fast allen Onlineshops erhältlich, lassen sich sehr einfach verarbeiten und sind unkompliziert im Hinblick auf andere Inhaltsstoffe. Beide haben bereits einen Konsistenzgeber an Bord („Komplexemulgatoren“), so das dieser nicht extra hinzugefügt werden muss. Als Konservierer habe ich mich für Rokonsal entschieden, da ich damit immer zuverlässige Ergebnisse erzielt habe.
Öle, Hydrolate und Tinkturen können frei, dem Hauttyp entsprechend, ausgewählt werden. Eine gute Übersicht über die verschiedenen Öle bietet Olionatura.
Grundsätzlich sollten stabile Basisöle wie Jojoba- oder Mandel-Öl im Vordergrund stehen, wirkstoffreiche Öle werden sparsam (max 2%) eingesetzt.
Als Tinktur oder alkoholischer Extrakt empfehle ich für den Anfang Calendula- oder Hamamelis-Extrakt, da die beiden sehr gute Allrounder in der Hautpflege darstellen.
Rezepte:
entscheidet euch für ein Rezept mit der passenden Fettphase (je höher die FP, desto reichhaltiger wird die Creme) und für die Menge an Gesamtprodukt, die ihr herstellen wollt. Größere Mengen sind für den Anfang leichter zu rühren. Anstelle von Hydrolat könnt ihr auch abgekochtes, destilliertes Wasser verwenden (bitte niemals Leitungswasser!).
20% Fettphase, Montanov 202
100% Gesamtprodukt Für 100g Für 50g Für 30g
12% Öle 12g 6g 3,6g
5% Sheabutter 5g 2,5g 1,5g
3% Montanov 202 3g 1,5g 0,9g
3% Glycerin 3g 1,5g 0,9g
2% Tocopherol 2g 1g 0,6g
3% Tinktur 3g 1,5g 0,9g
1% Rokonsal 1g 0,5g 0,3g
1% Ätherische Öle 1g 0,5g 0,3g
70% Hydrolat 70g 35g 21g
30% Fettphase, Montanov 202
100% Gesamtprodukt Für 100g Für 50g Für 30g
20% Öle 20g 10g 6g
6% Sheabutter 6g 3g 1,8g
4% Montanov 202 4g 2g 1,2g
3% Glycerin 3g 1,5g 0,9g
2% Tocopherol 2g 0,5g 0,6g
3% Tinktur 3g 1,5g 0,9g
1% Rokonsal 1g 0,5g 0,3g
1% Ätherische Öle 1g 0,5g 0,3g
60% Hydrolat 60g 30g 18g
40% Fettphase, Montanov 68
100% Gesamtprodukt Für 100g Für 50g Für 30g
30% Öle 30g 15g 9g
5% Sheabutter 5g 2,5g 1,5g
5% Montanov 68 5g 2,5g 1,5g
3% Glycerin 3g 1,5g 0,9g
2% Tocopherol 2g 0,5g 0,6g
3% Tinktur 3g 1,5g 0,9g
1% Rokonsal 1g 0,5g 0,3g
1% Ätherische Öle 1g 0,5g 0,3g
50% Hydrolat 50g 50g 15g
Rühranleitung:
Vor dem Beginn des Rührens achtet bitte darauf, dass die Arbeitsfläche sauber ist und alle verwendeten Utensilien mit 70%igem Alkohol desinfiziert wurden! Hierfür einfach alle Utensilien mit dem Alkohol besprühen, eine Minute einwirken lassen und mit einem Küchenkrepp abtrocknen.
- Zunächst werden alle Fette und der Emulgator in einem Becherglas auf dem Herd vorsichtig aufgeschmolzen. Die Temperatur sollte ca. 80°C betragen.
- Das Hydrolat (oder alternativ dest. Wasser) wird im zweiten Becherglas auf die gleiche Temperatur erhitzt.
- Nun wird das Hydrolat vorsichtig und langsam unter Rühren mit dem Spatel oder Glasrührstab zur Fettphase gegeben
- Jetzt kommt der Handmixer zum Einsatz: etwa zwei Minuten lang wird die Mischung nun auf höchster Stufe emulgiert, bis alles schön homogen verbunden ist.
- Anschließend wird die Emulsion mit dem Spatel oder Glasrührstab von Hand solange kaltgerührt, bis sie unter 40°C hat.
- Dies ist der Zeitpunkt, an dem die Wirkstoffe (Glycerin, Tinktur und Tocopherol) dazugegeben werden.
- Wieder wird alles von Hand gut eingearbeitet.
- Erneut wird mit dem Handmixer etwa eine Minute lang hochtourig alles gut miteinander verbunden.
- Zum Schluss kommt die Konservierung und die ätherischen Öle hinzu, wieder gut von Hand einarbeiten.
- Zu allerletzt wird mit dem Indikatorpapier der pH-Wert der fertigen Emulsion überprüft. Je nach verwendeten Teststreifen wird der pH-Wert mehr oder weniger genau angezeigt, optimal lieger er bei 5,4. Grob sollte er auf jeden Fall zwischen 5 und 6 liegen. In der Regel wird er das auch, wenn ihr euch genau ans Rezept gehalten habt. Falls nicht, lest oben nach wie ihr ihn korrigieren könnt.
Herzlichen Glückwunsch, ihr habt eure erste Emulsion hergestellt! Nun nur noch ein hübsches Gefäß für die Creme aussuchen, dieses desinfizieren und abfüllen!
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